Wenn Coop nicht Coop ist

Adrian Schaffner
Donnerstag, 3. Januar 2019

Marktforschungsdaten liegen uns zwar keine vor, aber mit guter Wahrscheinlichkeit wissen in der Schweiz nur Wenige, dass der Hauptsponsor der internationalen Tour de Ski 2018/19 "Coop" rein gar nichts mit Coop Schweiz zu tun hat. Der Dunkelblaue Coop, der am 1. Januar 2019 das Bündner Val Müstair anlässlich des Langlauf-Megaevents mit Werbung zugekleistert hat, stammt aus dem hohen Norden. Coop Schweiz kann das natürlich egal sein. Die Verwechslung mit den Norwegern hilft dem Schweizer Detailhändler zumindest im Heimmarkt. Und so erstaunt es auch nicht, dass Coop Schweiz mit der Submarke Naturaplan und ein paar zufällig aufgestellten Coop-Fähnchen von der geballten Medienwirkung zusätzlich mitprofitieren wollte. 

Dass Coop Norwegen so breit in Langlauf investiert, liegt bei den sehr guten Resultaten der norwegischen Langläufer auf der Hand. Trotzdem überrascht es, dass man sich bei der Tour de Ski so stark engagiert. Die Tour macht nur in Italien, Deutschland und der Schweiz halt und auch in den kommenden Jahren steht der Heimmarkt in Skandinavien nicht auf dem Tourplan. Das Beispiel Coop Norwegen zeigt, wie stark in einer Sponsoringstrategie die Medienwirkung an Bedeutung gewonnen hat. Die 3500 Besucher im Bündner Südtal sind nicht das Zielpublikum der flächendeckenden Werbung. Genauso wenig die Besucher in Obersdorf, Toblach oder Val die Fiemme. Entscheidend sind die Zuschauer im Heimmarkt am TV, Computer oder Smartphone.

Wie wichtig dieses tausende von Kilometern entfernte Zielpublikum geworden ist, zeigt ein kleines "Schmankerl", welches am Rande der Tour in Val Müstair vonstatten ging. Das mit Sponsorenlogo verzierte Siegertreppchen ging vergessen und so liess man es mit einer Extrafahrt aus Deutschland herkarren. Das von der lokalen Skischule angebotene Podest war den Verantwortlichen nicht gut genug.

Adrian Schaffner

Geschäftsleitung und Partner evoq communications AG