Schweinepest trifft Schweizer Firmen

Gian Jenny
Montag, 24. Juni 2019

Eigentlich sollte das chinesische "Jahr des Schweines" ein Jahr voller Glück, Reichtum und Zufriedenheit werden. Für die Tiere selber bringt es bisher aber nichts als Leid und Unglück. Die Afrikanische Schweinepest fordert in China weiterhin Millionen von Schweineopfer, während sich die Tierseuche immer weiter in Richtung Zentraleuropa ausbreitet. Für den Menschen soll die Schweinepest an und für sich ungefährlich sein. Dennoch bekommt zumindest ein Schweizer Lebensmittelhersteller die Folgen der Tierseuche deutlich zu spüren: der Fleischverarbeiter Bell Food. Da der Schweinefleischbestand in China zurzeit Tag für Tag schrumpft, nicht so aber der Hunger der Chinesen, importiert China vermehrt Schweinefleisch aus Europa. Der mittlerweile um 30 Prozent gestiegene Einkaufspreis für Schweinefleisch aufgrund des knappen Angebots zwingt Bell zu Einbussen. Weil die Konsumenten nicht bereit sind, für ihre Würste 30 Prozent mehr zu bezahlen, sind fünf Millionen weniger Umsatz als im Vorjahr die Konsequenz.

Ebenfalls von der Schweinepest betroffen ist die Schweizer Grossbank UBS. Der Grund ist jedoch ein ganz Anderer. Eine nonchalante Aussage des UBS-Chefökonom Paul Donovan zur Schweinepest stellt die Bank vor einige Probleme. In seinem täglichen Kommentar zum globalen Wirtschaftsgeschehen wird Donovan auf die Schweinepest in China und deren Folgen angesprochen. "Sie ist wichtig, wenn Sie ein chinesisches Schwein sind. Sie ist wichtig, wenn Sie gern Schweinefleisch in China essen", antwortete der Brite. In China, wo die Aussage wohl eher als "wenn Sie ein Chinesenschwein sind" aufgenommen wurde, brach sofort der Shitstorm aus und entwickelte sich zu einem fatalen Imageproblem für die Schweizer Bank, an dem selbst eine öffentliche Entschuldigung seitens Donovan und UBS nichts mehr ändern konnten. Nicht nur hat die chinesische Broker-Vereinigung zum Boykott gegen die UBS aufgerufen. Haitong Securities, deren CEO gleichzeitig Präsident der Chinese Securities Association ist, hat bereits alle Geschäftsaktivitäten mit der Bank eingestellt. Dass der UBS-Ökonom in seiner Aussage nicht nur bei der Wortwahl danebengriff, sondern auch der Inhalt des Kommentars irrtümlich ist, zeigt das Beispiel von Bell. Doch ob die etwas flapsigen zwei Sätze des mittlerweile beurlaubten Donovans Grund für ein globales PR-Desaster sind, sei mal so dahingestellt.

 

Quellen: handelszeitung.chnzz.ch (UBS), nzz.ch (Bell), schweizerbauer.ch, srf.ch

Gian Jenny

Praktikant evoq communications AG