Die Kommunikation der Kirchen braucht Reformation

Die reformierte Kirche begrüsst neuerdings Tramfahrende in Zürich mit einer Plakataktion. Am 1. Januar 2019 haben sich alle 32 Gemeinden der Stadt in einer Megafusion zur grössten reformierten Kirchengemeinde der Schweiz zusammengeschlossen. Mit einer breitangelegten Kampagne begrüsst die neue Kirchgemeinde Zürich ihre Mitglieder mit Plakaten in Tram und Bus, mit Postkarten, Flyern, mit speziellen Bannern an Kirchgemeindehäusern und nicht zuletzt mit einer festlichen Beflaggung der Kirchen, wie es auf der offiziellen Website heisst.
Die Kampagne ist schlicht im Auftritt gehalten, mit Schwarzweiss-Fotografie durchaus im Trend. Trotzdem vergibt die neue Zürcher Kirchenmarke mit der vorliegenden Kommunikation eine grosse Chance. Der Gemeinschaftsgedanke, der im Kern des Zusammenschlusses steht, kommt nicht zum Tragen. Die Begrüssung und das Willkommensein sollte doch seit jeher eine Kernleistung der Kirche sein, wieso stellt man das gerade jetzt in den Vordergrund? Und wo sind die öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten, die in einen Call-to-Action im Sinne von: "Mach mit, komm auch, sei Teil von uns" münden? Die Kampagne bleibt beschaulich, eckt nicht an und wird so wohl kaum Wirkung erzeugen.
Die Entfremdung von Kirche und Bevölkerung steht in diametralem Verhältnis zu den nach wie vor grossen Aufgaben, die eine Kirche in unserer Gesellschaft leistet. Die Aufgaben im sozialen Bereich oder dem Unterhalt der oft unter Denkmalschutz stehenden Liegenschaften haben nicht abgenommen. So wäre es eine Möglichkeit gewesen, mit dem Zusammenschluss und der dazugehörigen Kommunikation das Profil zu schärfen und besondere Aufmerksamkeit zu schaffen. Genau 500 Jahre nach dem Amtsantritt von Huldrych Zwingli am Zürcher Grossmünster hätte man in reformatorischem Geist einen "Zwingli 2.0" erwarten können. Eine Reformation der Kommunikation unserer Kirchen hätte gut getan.